Weiter läuft sie zur Bushaltestelle. Hier saß sie gestern am Nachmittag, und hat die Wandergruppen beobachtet, die hier mit dem Bus ankamen. Vielleicht ist ihr ja die Lupe dabei aus der Tasche gerutscht?
Doch leider liegt sie nirgendwo und auch der Radfahrer, der ihr entgegenkommt, weiß nichts. Vor dem Räucherofen trifft Franzi den Räucher-Rudi. Wie immer erzählt er ihr davon, wie man am besten Fische räuchert. Franzi weiß es schon auswendig, aber sie hört brav zu, weil sie Rudi mag. Ob er wohl eine Lupe gesehen hat? Räucher-Rudi zeigt sich besorgt: „Lass nur deine Lupe nicht am Wasser liegen“, sagt er, „sonst kommt wieder der ...“ Hier spricht er nicht weiter und Franzi ist nun völlig aus dem Häuschen. Sie muss diese rätselhafte Lupe wiederfinden und ihr Geheimnis lüften!
Sie läuft schnell weiter zum Fischhälter. Sieht sie da nicht im Wasser etwas verdächtig glitzern? Aber nein, als sie näher kommt, erkennt sie es: Ein junger Karpfen schwimmt ganz nah unter der Wasseroberfläche.
Franzi geht weiter. Am Ufer eines Sees trifft sie auf eine Gruppe von Hobby-Ornithologen. Diese unterhalten sich gerade über die Wasservögel und Fisch-Räuber. Aber eine Lupe haben sie auch nicht gesehen. Trotzdem – einen Tipp geben sie ihr: Eine Lupe sieht man manchmal von Weitem blinken, wenn die Sonne auf das Glas fällt. Oh! Was war das? Tatsächlich blitzt auf der anderen Seeseite etwas auf. Franzis Lupe? Ein Ornithologe leiht Franzi sein Fernglas und was sieht sie da? Direkt auf dem Aussichtsturm gegenüber steht noch ein anderer Ornithologe mit noch einem Fernglas, das im Sonnenlicht gerade hell aufblinkt.
Enttäuscht geht Franzi weiter, quer über die Wiese, wo sie am Waldrand ein Reh erblickt. Doch keine Spur von der Lupe! Im Wald begegnet ihr Förster Friedrich. Er hat die alte Lupe auch nicht gesehen. Doch mahnt er zur Vorsicht: Eine vergessene Lupe kann gerade im Wald großen Schaden anrichten! Wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel darauf fällt, wird eine Lupe zum Brennglas. In ihrer Umgebung wird es dann so heiß, dass ein Feuer entstehen kann und jeder Waldbrand wäre ein riesiger Schaden für Pflanzen und Tiere! In der Heide- und Teichlandschaft gibt es eine große Artenvielfalt, weshalb es sogar zum UNESCO- Biosphärenreservat erklärt wurde. Alle Menschen müssen daher achtsam mit dieser Landschaft umgehen, damit sie erhalten bleibt. Franzi erschrickt: Sieht sie nicht dahinten große Qualmwolken zum Himmel steigen? Oh je! Und sie ist schuld! Doch der Förster lacht: "Nein, nein, Franzi! Das ist doch das Kraftwerk Boxberg etwa 50 Kilometer entfernt. Dort wird Braunkohle verbrannt und daraus Strom erzeugt. Was da so qualmt, das sind die Kühltürme." Puh, Franzi fällt ein Stein vom Herzen.
Doch nun muss sie weiter zum Fisch-Restaurant. Hier kocht ihr Lieblings-Koch Ferdinand Forell die schönsten Fisch-Gerichte und manchmal darf sich Franzi einfach so etwas aussuchen. Heute hat der Koch noch nicht so viele Gäste und kann sich etwas Zeit nehmen, um über die Geheimnisse der Fischküche und seine vielen netten Kollegen in der Region zu sprechen. Leider weiß er auch nicht, wo Franzi die Lupe gelassen hat. In der Küche jedenfalls nicht!
Und so läuft sie weiter und fragt die Leute, die gerade auf der Info-Tafel etwas lesen. Niemand weiß etwas. Auch nicht die Schulklasse, die heute einen Projekttag im Fischereihof macht. Da gibt es zwar auch einen Jungen mit einer Lupe, die aber ganz anders aussieht als die von Franzi. Aus den Augenwinkeln nimmt Franzi etwas Blinkendes auf einer Decke wahr, wo gerade eine Familie in der Sonne Picknick macht. Aber beim Näherkommen erkennt sie, dass es nur das silberne Papier von der Schokolade war, was da geleuchtet hat.
Dann erblickt Franzi zwei Angler in einem Boot. Auch die beiden haben die Lupe nicht gesehen und Franzi will sie lieber in Ruhe lassen. Angeln ist nämlich eine Wissenschaft für sich …
Schließlich steht sie vor dem Steg, auf dem Ranger Richy eine Familie in bunter Kleidung zur Teicherkundung begrüßt: „Dobry dźeń!“, sagt er und Franzi weiß: Das ist Sorbisch und heißt: „Guten Tag!“ Hier, in der Oberlausitz leben viele sorbische Menschen, die zwar deutsche Staatsbürger sind, aber eine ganz eigene Sprache sprechen. Die Kinder lernen in sorbisch-sprachigen Schulen und Kindergärten, es gibt sorbische Theater, und die Namen der Straßen und Orte stehen hier in deutsch und sorbisch auf den Schildern. Spannend! Franzi mag besonders die sorbische Kultur mit ihren Tänzen, Liedern und bunten Trachten, so wie sie diese Familie hier trägt. Sie will Richy nicht stören und so hört sie eine Weile zu, wie er über die Teichlandschaft und die Aufgaben eines Rangers spricht. Doch Richy hat an Franzis Gesicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt und errät sofort den Grund: „Du suchst bestimmt mal wieder deine Lupe, Franzi, stimmt‘s? Weißt du was? Ich leihe dir mein Fernglas, denn bei der Teichführung brauche ich es nicht. So kannst du die ganze Gegend noch einmal mit dem Fernglas absuchen und schauen, ob deine Lupe irgendwo in der Sonne funkelt.“
Als Richy seinen Rucksack vom Rücken nimmt, stockt Franzi fast der Atem: Das gibt‘s doch nicht … das ist ja ... Rucksack Nummer 5! Richy langt hinein und was holt er heraus? Nicht sein Fernglas, sondern Opas alte Lupe! Alles war nur eine verrückte Verwechslung! Franzi ist so glücklich, dass sie Richy gleich um den Hals fällt. „Schon gut, schon gut!", sagt Richy, denn es ist ihm peinlich vor all den Leuten. Schnell ist alles aufgeklärt und Richy will nun wieder weitermachen. Schließlich lässt man seine Wandergruppe nicht warten! Und auch Franzi muss nun weiter – zu Opa Frank!
Franzi ist so aufgewühlt und erleichtert, dass sie beschließt, Opa Frank die ganze Geschichte zu erzählen. Es ist ihr alles sehr unangenehm und sie entschuldigt sich auch dafür. Trotzdem ist Opa Frank zuerst ziemlich ärgerlich, denn was Franzi getan hat, war einfach nicht in Ordnung! Außerdem hätte die Lupe wirklich weg sein können! Ein uraltes Erbstück! Doch weil er ein großes Herz hat, kann er auch Franzis Neugier verstehen. So verzeiht er ihr schließlich und fasst im Stillen einen Beschluss: Heute Abend wird er seiner Enkelin die alte Geschichte erzählen und Franzi in das Geheimnis einweihen. Sicher wird sie dann endlich verstehen, wie kostbar seine Lupe ist und sie nicht mehr mit ans Wasser nehmen.
Über die 5 gleichen Rucksäcke muss er schmunzeln. Er hätte es wissen können, denn schließlich hat er die Rucksäcke selbst für seine Mitarbeiter besorgt – mit dem Logo des Fischereihofs! Doch wem gehören wohl die anderen 4? Könnt ihr es erraten? Während Opa und Franzi so sitzen und reden, hören sie ein lautes Jubeln vom gegenüberliegenden Teich, wo gerade eine Gruppe von Leuten mit dem Abfischen beschäftigt ist. Das Abfischen während der Lausitzer Fischwochen ist wie immer ein richtiges Fest und so tauchen Opa Frank und Franzi erst nochmal ein in das bunte Treiben. Opa staunt, wie gut Franzi den Gästen schon erklären kann, was es mit dem Abfischen auf sich hat. Abends dann, als Franzi im Bett liegt, setzt sich Opa Frank zu ihr und beginnt:
„Weißt du, Franzi, dieser Tag hat mir gezeigt, dass du schon ein großes Mädchen geworden bist und viele Dinge verstehst. Du hast einen Fehler gemacht, doch du warst so ehrlich, ihn zuzugeben. Deshalb verzeihe ich dir und will dir nun endlich die Geschichte über die alte Lupe erzählen, von der ich selbst nicht einmal weiß, ob sie wahr ist. Aber ich habe sie von meinem Großvater erfahren, und der wiederum hat sie von seinem und der von seinem und so weiter. Einer dieser Vorfahren soll auf folgende Weise in den Besitz der Lupe gelangt sein ...